Vor 40 Jahren ist ein Computer auf den Markt gekommen, der zum einen die Computergeschichte sehr beeinflusst hat und gleichzeitig nicht unbedingt durch seine technische Finessen überzeugen konnte. Dafür war er sehr ausgewogen im Gesamtkonzept: der Schneider CPC 464. Dabei war die Zeit für einen neuen Computer in Großbritannien, wo der Rechner zuerst als Amstrad CPC 464 vorgestellt wurde, nicht gerade die beste. Es gab neben der bekannten 8-Bit Konkurrenz noch sehr viele Rechner, die mir auch noch fehlen und denen wenig Erfolg geschenkt wurde, so z.B. die Rechner Camputers Lynx, Dragon 32/64, Grundy NewBrain, Jupiter Ace, Memotech MTX oder der Oric-1. Und dann natürlich die großen Konkurrenzprodukte von Atari, Commodore, Sinclair und Texas Instruments. Und aus Japan kamen auch schon die ersten MSX Geräte.
1984 gab es also viele Mitbewerber gegen die man als Neuer auf dem Markt ankommen musste – einen Markt, bei dem man wegen des Videospielcrashes dachte, dass er auch sich konsolidieren wird.
Und in diesen Markt wollte Alan Sugar, der Gründer der Firma Amstrad, einsteigen. Amstrad ist mit der Entwicklung von Hifi-Anlagen groß geworden – und ist dabei neue Wege gegangen. Die Geräte waren sehr Preiswert und nicht unbedingt sehr gut – aber auch nicht schlecht, so dass sich jeder solche Geräte kaufen konnte. Dazu waren sie kompakt – man hat ein Gerät mit Radio, Kassetten und Plattenspieler geholt, bei dem gleich die Lautsprecher auch dabei waren. Davor musste man für alles oft Einzelgeräte kaufen. Diese hatten alle einzelne Netzteile eingebaut und mussten teilweise umständlich verkabelt werden – gerade da sah Alan Sugar großes Einsparpotential welches er voll an seine Kunden weitergeben konnte. Aber auch Innovationen kamen von Amstrad, wie das doppelt Kassettenlaufwerk, mit dem man einfach Kassetten kopieren konnte.
Und nun wollte Amstrad in diesen stark umkämpften Computermarkt. Aber auch hier ist Amstrad neue Wege gegangen. Alan Sugar hat erkannt, dass zum eigentlichem Homecomputer immer ein Laufwerk angeschlossen werden musste – meistens ein einfacher Kassettenrekorder – und das dieser Rechner oft den einzigen Fernseher im Haus blockiert hat, welcher als Monitor genutzt wurde. Das bedeutete zu der Zeit – wie auch heute teilweise auch noch, dass die Homecomputer mit viel Kabelsalat und vielen Netzteilen angeschlossen werden mussten. Und da das alles vor dem heimischen Fernseher immer wieder auf- und abgebaut werden musste, war es sehr umständlich Geräte, wie den Sinclair Spectrum zu nutzen. Deswegen hat Alan Sugar gesagt: er möchte einen Rechner welcher gleich einen Kassettenrekorder im Gehäuse eingebaut hat, die Tastatur abgesetzt von einem Monitor ist, welcher aber die Stromversorgung für das ganze System zur Verfügung stellt und nur mit kurzen Kabeln verbunden ist, welche auch eindeutig sind – im Gegensatz zur Konkurrenz, wie dem Sinclair Spectrum.
Also nur ein Stecker für den Strom und zwei kurze Kabel vom Monitor zum eigentlichem Rechner. Dann wurde festgelegt, dass der Rechner 64 KiB RAM haben und 80 Zeichen pro Zeile darstellen können muss. Auch ein Grund für einen Monitor – 80 Zeichen können normale Fernseher der Zeit nicht mehr vernünftig darstellen – vor allem nicht, wenn es über das Antennensignal gehen musste, wie es auch zu der Zeit üblich war. Die Entwicklung wurde 1983 gestartet. Gehäuseform war schnell entwickelt, jedoch gab es Probleme mit der Technik. Das Team hatte einfach keine Erfahrung in der Entwicklung eines Rechners. Angedacht war zuerst die 6502 CPU, welche ein sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis hat und welche auch bei dem Commodore C64 und dem Apple II mit eingesetzt wurde. Jedoch kam die Entwicklung nicht voran – ein Computer besteht ja nicht nur aus Hardware – Software und ein Betriebssystem mussten auch her. Da die Entwicklung gestockt hat, ist man auf andere Entwickler in England zugegangen um sie nach Hilfe zu fragen. Die Firma Ambit bot sich an zu helfen die Hardware zu erstellen. Jedoch war zu der Zeit ein Basic im ROM und ein einfaches Betriebssystem das übliche. Marktführer in Sachen Basic war Microsoft, jedoch hat die kleine Firma Locomotive ein Basic entwickelt, welches Amstrad günstig und schnell bekommen konnte – jedoch nur für die Z80 CPU. Deswegen wurde das Design des Rechners auf die Z80 CPU angepasst, was im Nachhinein für Amstrad ein Glücksfall war: so konnte man auch das Betriebssystem CP/M für den Rechner anbieten. CP/M war Ende der 70er DER Industriestandart für Bürorechner. Es gab dafür wichtige Programme wie Wordstar, Multiplan oder Turbo Pascal. Auch kann man CP/M auf Rechnern verschiedener Hersteller laufen lassen – es war mal der Industriestandart in Sachen Betriebssysteme – noch vor MS-Dos von Microsoft. Commodore hat auch den Commodore C128 mit CP/M ausgeliefert und dafür in dem Rechner neben dem 8502, eine 6502 Variante, auch eine Z80 CPU verbaut.
Software: das ist ein zweiter Punkt an den Alan Sugar gedacht hat. Ihm ist aufgefallen das es viele Rechner zu der Zeit schon gab, aber in den Regalen der Geschäfte lagen nur Software und Spiele von wenigen Rechnern aus. Computer leben von Software, nicht von den technischen Details. Und deswegen hat sich Alan Sugar schon vorab an verschiedene Softwarefirmen gewandt um gleich zu beginn der Veröffentlichungen Software anbieten zu können. Dafür wurden Entwicklersysteme verteilt. Daraus entstand auch der eigene Softwarekatalog, welcher unter Amsoft verkauft wurde. In Großbritannien wurde der Rechner auch mit einem Softwarepaket gleich verkauft, welcher die Leistungsfähigkeit des Rechners gezeigt hat.
Es gab auch Probleme in der Endphase der Entwicklung. So ist ein Fehler im Basicbefehl DEC$ erst während der Produktion der ersten Serie aufgefallen. Deswegen wurde dieser Befehl einfach im Handbuch nicht erwähnt.
Am 11. April hat Alan Sugar verschiedene Leute in die Westminster School, eingeladen. Einer Privatschule in England, deren Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurück geht. Und er konnte nicht nur gleich den Rechner der Presse zeigen, sondern auch gleich ein Diskettenlaufwerk und Software!
Und damit begann die Geschichte dieses Rechners, der auch mal Computer des Jahres war. Ein Rechner mit 64 KiB RAM, 32 KiB ROM, einem Basic, welches seinesgleichen in der Zeit suchen kann, dem selben Grafikchip, wie IBM in ihren CGA Grafikkarten verwendet, IBM CGA – diese Grafik die ihren eigenen Charme hat? Nun, Amstrad nutzt den Chip besser – lässt alle 27 Farben des Chips zu, bis zu 16 gleichzeitig – und das in der Auflösung 160*200 Bildpunkte. Und 640*200 sind auch möglich bei zwei Farben. Soundmässig ist der gleiche Chip eingebaut wie im Atari ST – nichts besonderes, aber dafür in Stereo. Preislich lag der Rechner als Betriebsbereites System mit Monitor unter dem einer IBM CGA Karte der Zeit – für 899DM konnte man das System bekommen. Einfach ein Rechner aus Standartkomponenten – aber was für einer!